Tornado- Radtour

Am 20.05.2023 jährte sich das Ereignis, dass Lippstadt im Kern verändert hat. Lippstadt, das steht für das Venedig Westfalens und für eine grüne Stadt mit altem Baumbestand. Am 20.05.2022 hat es der Tornado des Sturmtiefs Emmelinde geschafft, das Lippstadt Thema in der Tagesschau wurde und wir auch 1 Jahr später noch mit den Schäden und dem Aufräumen dieser Naturkatastrophe beschäftigt sind. In vielen Straßen gibt es noch Baumstümpfe, die das Pflaster hochheben und Stolperstellen sind. Es gibt noch abgedeckte Dächer, da Versicherungen nicht zahlen wollen oder weil es keine Versicherung gibt. Die 5000 Bäume, die dem Tornado zum Opfer gefallen sind, haben das Stadtbild verändert und bis die 550 Bäume, die bisher gepflanzt wurden, wieder in dem Maß Schatten spenden und CO2 absorbieren, wird es wohl noch 100 Jahre dauern.

Damit das Ereignis im Gedächtnis der Bevölkerung wach bleibt und unser Handeln und Denken weiterhin bestimmt, haben wir eine Tornado – Radtour gestartet. Es kamen 24 Lippstädter aus den verschiedensten Bereichen und der Lippstädter Radlerstammtisch kam sogar mit einer 10 köpfigen Delegation.

Die Streuobstwiese am Kleingartenverein


Die Radtour begann an der neuen Streuobstwiese am Kleingartenverein des Stadtwaldes. Hier war ein 3500 ha großes Waldgebiet zerstört worden und der Verein “Lippstädter Grün“ hat seine Vision eines grünen Klassenzimmers auf einer Streuobstwiese verwirklicht. Das war ein Jahr harte Arbeit und wird auch in Zukunft viel Arbeit bringen, da die 38 jungen Bäume natürlich pflegeintensiv sind. Hier konnten einige Radler berichten, wie sie fleissig mitgearbeitet haben und wie froh sie sind, dass die Streuobstwiese am 13.05. nun jetzt auch feierlich eröffnet wurde und den Lippstädtern als öffentliche Fläche zur Verfügung steht.

Danach ging es weiter zur Stadtwaldschule, die ebenfalls ihren angrenzenden Wald verloren hat. Hier konnte Uwe Schemman die Teilnehmer durch seine Erzählungen in seinen Bann ziehen, denn er hatte seine Kinder in dieser Schule. Alleine das Amphitheater ist noch erkennbar, in dem die Schüler an heißen Tagen auch mal ihr Outdoorklassenzimmer nutzen konnten. Nun ist daran nicht mehr zu denken, denn hier sieht es eher nach einer Mondlandschaft aus. Werner Lödige konnte berichten, dass es bereits ein Konzept für diesen schulnahen Bereich gibt und wir können hoffen, dass wir vielleicht in einem Jahr etwas über die Umsetzung der Pläne erfahren.

Uwe Schemman erklärt: „Der Wald an der Stadtwaldschule wurde vom Tornado weggefegt. „


Der weitere Stop am Jahnplatz und am Evangelischen Gymnasium zeigte auch hier auf, welche Lücken der Tornado hinterlassen hat und dass noch lange nicht alle Schäden behoben sind. Hier erzählte Anke Victor die Geschichte, das PV Platten der Sporthalle am Jahnplatz, Tage später auf einem Grundstück in der Nähe des Friedhofs entdeckt wurden. Der Tornado hatte also die Kraft, die PV Platten 1,5 km in der Luft zu wirbeln und sie später wieder auszuspucken.

Als nächstes haben wir uns die Möllerstr. und die Friedrichschule mit Friedrichstraße angeschaut. In diesen Straßenzügen sind alleine 50 % der bis zu 150 Jahre alten 330 Bäumen umgekippt oder wurden so stark zerstört, dass sie im Nachhinein gefällt werden mussten. Die Möllerstr. wurde bereits wieder aufgeforstet und an der Friedrichschule stehen 10 neue Kolosse (schon recht große und alte Platanen) und 2 neue Hochstämme.
Die Friedrichstraße wartet noch auf eine Aufforstung und ein neues Konzept. Im April/Mai sah man an den Stellen, an denen es 2022 noch Bäume gab, nun kleine Tulpenbeete. Die Friedrichstr. galt bisher immer als die Klimaanlage für die Innenstadt, da es dort immer 5 Grad kühler war, als in der Stadt. Nachts wurde durch das Wasser der Lippe und den Wind auch die Innenstadt abgekühlt. Heute merkt man, wie in der Friedrichstr. die warme Luft steht und auf Abkühlung der Innenstadt ist von dieser Stelle nicht mehr zu rechnen.

Die Bedeutung der Friedrichstraße für das Innenstadtklima

Johanna Brühl erläutert, welche Bedeutung die Bäume an der Friedrichstr. für das Klima der Innenstadt hatten.

Da am 20.05. in der Innenstadt das Altstadtfest gefeiert wurde, führte uns unsere Radtour nur noch an der Nikolaischule vorbei, wo wir uns die 5 neuen Bäume ansahen, die Lippstädter Grün e.V. gepflanzt hat. Danach fuhren wir am Café im Grünen Winkel vorbei bis zum Mattenklottsteg, wo unsere geführte Tour endete. Ein Blick in den Grünen Winkel hat uns gezeigt, dass sich die Natur erholt. Wir werden aber bestimmt noch 10 Jahre mit der Aufforstung beschäftigt sein und können nur hoffe, dass uns die Natur nicht neue Herausforderungen beschert. Gefahr für die Bäume gibt es von vielen Seiten, auch wenn es in den nächsten Jahren auf dem Postgelände zu umfangreichen Baumassnahmen kommt, könnte der kleine Wald zwischen Lippe und Postgelände in Mitleidenschaft gezogen werden.

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