Es ist schon enorm, was möglich ist, wenn der Ernst der Situation erkannt wird. Die Krisenbewältigung bei Corona hat eine Geschwindigkeit erreicht, die ein Vorbild für die Klimakrise sein kann.
Wir wissen, dass die Krisen nur bewältigt werden können, wenn verschiedene emotionale Zustände durchlaufen werden. Bei der Coronakrise konnte man dies sehr gut beobachten. Das „Erkennen“ der Krise war mit Angst gekoppelt. Nach Verdrängung (wird schon nicht zu uns kommen) und Hysterie (die Chinesen sind schuld) kamen wir in Deutschland sehr schnell in die Phase des „Anerkennens der Krise“. Dieser Schritt ist enorm wichtig, erst wenn wir die Krise anerkennen, können wir uns schuldig fühlen und uns selbst verpflichten. Die Deutschen haben eindrucksvoll gezeigt, dass sie fähig sind, mit der Aufgabe des social distancing und den Hygienevorschriften umzugehen. Sie haben die Informationen der Wissenschaftler verstanden und akzeptiert und haben schon vor dem Shutdown sich danach verhalten.
Die Gefahr für die Gesundheit und die Systeme war so sichtbar, dass die Menschen die Verhaltensänderung ohne Meuterei umsetzen konnten. Seltsamerweise sind es teilweise die Verhaltensänderungen, die wir für die Klimakrise auch brauchen, z.B. den Verzicht auf weite Fernreisen, auf Kreuzfahrten und die Fahrt zur Arbeit, wenn man die Arbeit genauso gut auch im Homeoffice erledigen kann.
Momentan leben wir in einer Phase mit Corona und nicht nach Corona. Das geänderte Verhalten muss sich noch festigen und wir können die Chance jetzt nutzen, darüber nachzudenken, was von der alten Normalität wir eigentlich wieder haben wollen. Es wird eine neue Normalität nach Corona geben. Jetzt ist die Zeit für einen Wendepunkt in Lippstadt. Wir brauchen einen breiten Kommunikationsprozess.
Was ist nicht so gut gelaufen in den letzten 8 Wochen?
Was vermisst ihr?
Was schätzt ihr?
Was wollen wir erhalten?
In die Phase der „Transformation“ kommen wir, wenn die Selbstverpflichtungen überwunden sind und wir uns sagen: Ich will und ich werde mein Verhalten ändern. Wenn wir voller Überzeugung anerkennen, dass es für uns und die Welt das Beste ist.
Wir freuen uns auf diese Phase des Prozesses. Es ist eine kreative Phase und braucht die ganze Gesellschaft. Das Klimanetzwerk Lippstadt bringt sich hier mit Leidenschaft ein.
Bildquelle: Dörle Hovermann